Werner Wrage - "Faltbootfahrten im Wattenmeer - Erlebtes Watt"

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Erlebtes Watt - Faltbootfahrten im Wattenmeer

AUF DER NIEDERELBE
Es war kurz nach Niedrigwasser. Ein breiter glitzernder grauer Schlickstreifen, aus dem einzelne dunkle Steine heraussahen, lag noch vor dem Sandstrand trocken. Die Flut hatte eben eingesetzt, und die verankerten Segelboote schwoiten um ihre Kette. Die Elbe bot jetzt hier bei Blankenese unterhalb Hamburgs das für einen Binnenländer erstaunliche Schauspiel eines Flusses, der bergauf fließt.
Während langsam der breite Schlickwattgürtel von dem steigenden Wasser verschluckt wurde und immer schmäler ward, hatten drei junge Menschen am Strand große Rucksäcke und Segeltuchtaschen von kleinen zerlegbaren zweiräderigen Wägelchen genommen und begannen, sie auszupacken. Was kam da nicht alles zum Vorschein: Ein Haufen von Holzstäben und Spanten, von Segeltuch und Gummistoff, Zelte, Schlafsäcke und Gummimatratzen, Wassertanks, Kochgeschirr, Proviantbeutel, Seekarten und Ferngläser. Es sah wie die Ausrüstung einer großen Expedition aus.
Einige Leute hatten sich eingefunden und schauten zu, wie die drei aus den Stäben ein Gerüst zusammensetzten, es in eine Segeltuch- und Gummibahn hineinschoben, und so in kurzer Zeit drei Faltboote entstanden. Erstaunlicher war es für die Umstehenden, daß alle die umherliegenden Sachen in den etwa vier Meter langen, einsitzigen Booten verschwanden.
"Mit düsse Plünnenkrüzer wüllt ji op de Elw? Dat lot man no, da könt ji bi versupen!" meinte ein Fischerjunge, der mit den Händen in den Hosentaschen dabeistand und zuschaute. Alle lachten, auch die drei Faltbootfahrer selbst, die sich nun bis auf einen Badeanzug auszogen und ihr Landzeug in einen wasserdichten Gummibeutel verstauten. Einer von ihnen, der Jan hieß und in Düsseldorf Kunststudent war, entgegnete: "Wi treckt uns all ut, denn könt wi beter swemmen!" Heio, der in Hamburg Naturwissenschaften studierte, fügte noch hinzu: "Veel könt wi jo nich swemmen, ober düsse Deern is jo bi uns. De het den Schien för Rettungsswemmen und de holt uns wedder rut." Nun lachten alle, und der Fischerjunge sagte trocken: "Na, denn geit jo nix verkehrt!"
Manche der Umstehenden wunderten sich, wie sorgfältig man die Boote behandelte. Niemand durfte sie berühren. Wie ein rohes Ei wurden sie vorsichtig aufgehoben und niedergesetzt. Auch nicht das kleinste Stück wurden sie über den Sand geschleift, damit die äußere Gummischicht der starken Segeltuchhaut nicht verletzt oder abgeschabt wurde.
"Wie wollt ihr denn mit so empfindlichen Booten Wildwasserfahrten machen?" fragte einer.
"Im Wasser gibt es kaum ein sichereres Boot. Es federt elastisch über die Wellen", entgegnete Heio. "Der Schwerpunkt liegt so tief, daß man fast im Wasser hängt. Es ist genauso wie bei den Eskimobooten, die aus leicht verletzlichen Fellen genäht sind und auf dem Lande vorsichtig auf besondere Gerüste gesetzt werden, damit die Hunde sie nicht erreichen können. Auf dem Meere aber trotzt der Eskimo in ihnen selbst stürmischer See."
Die Unkenntnis dieser Dinge und der besonderen Kajaktechnik verursachten das Gemisch von staunender Bewunderung und dem Grollen über den "bodenlosen Leichtsinn", dem die drei Kameraden so oft begegneten.
Ein paar der Leute halfen ihnen nun, die Boote ins Wasser zu tragen. Dabei warfen sie neugierige Blicke in die Sitzluken und staunten, wie sorgfältig alles verstaut worden war. Jedes Plätzchen war durch lange Erfahrung und Überlegung ausgenutzt. In den Spitzen der Boote steckten aufgeblasene Gummibeutel, die sie unsinkbar machten. Im Achterschiff waren unter dem Segeltuchverdeck in wasserdichten Gummisäcken die Landkleidung und in einem anderen Beutel der Daunenschlafsack verpackt. Davor kam in wasserdichter Hülle der kleine Koffer mit den Büchern, Instrumenten, Lichtern, Streichhölzern, Taschenlampen, Reparatur- und Werkzeugbeuteln, Ersatzteilen, Nähzeug - hundert Dinge, deren Unentbehrlichkeit durch viele Großfahrten sich herausgestellt hatte. Unter dem Sitz selbst lag der Zeltbeutel, seitwärts griffbereit Ölzeug, der angebundene Gummibeutel mit dem schußbereiten Photoapparat und der kleine Mast mit dem Treibersegel. Im Vorschiff waren Kocher, Töpfe, Benzin- und Süßwassertanks und die Lebensmittel, zum Teil ebenfalls in wasserdichter Hülle, untergebracht. Auch die Beutel mit den Zeltstangen, dem Stativ und den Zeltpflöcken lagen dort.
Die Boote wurden nicht ins Wasser geschoben, sondern soweit hineingetragen, daß sie beim Niedersetzen frei auf der Oberfläche schaukelten. Beim Einsteigen durfte kein Körnchen Sand und möglichst kein Tropfen Wasser ins Boot kommen. Sorgfältig spülten sie, mit der einen Hand das Boot haltend, einen Fuß ab, trockneten ihn, setzten sich in ihr Schifflein, fuhren ein paar Paddelschläge ins tiefere Wasser, damit die Wellen sie nicht auf den Strand trieben, trockneten und verstauten dann erst den zweiten Fuß, der bisher über dem Süllbordrand hing. Nun schlossen sie die Spritzdecke über der Sitzluke, so daß nur ihr Oberkörper heraussah. Die Spritzdecke schloß so fest am Körper, daß, wenn sie außerdem ihre besonders geschnittenen Kajakjacken trugen, selbst bei schwerem Gewitterregen und überkommenden Brechseen kaum ein Tropfen Wasser ins Boot gelangen konnte. Alle diese ihnen selbstverständlichen Dinge waren für den Neuling bemerkenswert und wichtig. Der sorgfältigen Beachtung solcher Kleinigkeiten verdankten sie nicht zuletzt das Gelingen ihrer Fahrten.
Nun griffen sie zu den Paddeln und trieben sich rasch weiter in den Strom. Sie starteten mit dem Hochwasser und der beginnenden Ebbe. Der Sog eines Dampfers schwemmte sie hinaus, und dann wiegten sie sich auf seinen Heckwellen. Sie spürten das Atmen des großen Wassers durch die elastisch nachgebende Haut des Bootes, die ihre nackten Schenkel berührte.
Ein Glücksgefühl der Verbundenheit mit dem strömenden Wasser erfüllte sie. Sie atmeten tief die erfrischende Kühle Luft, die nach Schlick und Binsen und Teer roch, diesen Duft der großen Strommündungen und der Häfen.
Die Ebbe zog sie flußabwärts, vorbei an den Höhen von Blankenese, an dem bunten Gewimmel des Badestrandes von Wittenbergen, an rotweiß gestrichenen Leuchttürmen und den dunkel geteerten Leibern der hölzernen "Vorleger" an den kleinen Schiffshalteplätzen.
Wälle aus über kopfgroßen Steinen, die man hier Stacks nennt, waren senkrecht zum Ufer in den Fluß vorgebaut, um die Strömung vom Strand fernzuhalten. In ihrem Ende, dem Stackkopf, steckten hohe Birkenbesen. Bei Flut waren die Stacks ja mit Wasser bedeckt, und ein Segelboot hätte dann leicht auf die Steine laufen können, wenn man den Stackkopf nicht an der Pricke erkennen konnte.
Die drei Faltbootfahrer kannten das Kabbelwasser, das sich bei Wind und Ebbe vor den Stackköpfen bildete. Zuweilen tauchte im Springen hoher steiler Wellen eine unheimlich glatte, wallende Fläche auf, und daneben öffneten sich wirbelnde und saugende Strudel, die jeden Schwimmer verschlingen würden und auch ihr leichtes Boot jäh herumrissen. Aber sie kannten alle diese Erscheinungen und wußten ihnen im voraus zu begegnen.
Hinter dem Hafen von Schulau öffnete sich die große Weite des Stromes, der nun auf beiden Seiten von flachen Marschen eingefaßt war. Der Stromstrich pendelte hinüber zum Südufer. Sandbänke tauchten schilf- und binsenbestanden mit der sinkenden Ebbe aus dem Wasser. In warmen, matten, gelben, braunen und grünen Tönen schimmerten sie, dazwischen das Blaugrau des Schlicks.
An hohen, mit mächtigen Steinpackungen geschützten Deichen zog gurgelnd der Strom vorüber. Auf der Nordseite lagen kilometerlange Stacks vor dem flachen uneingedeichten Halligufer. Hier und da sah man in der dunstigen Feme ein einzelnes Gehöft. Sie standen auf künstlichen Erdhügeln, Warften, oder wie man hier im Niedersächsischen sagte, Wurten. So konnten sie drohenden Sturmfluten auch ohne Deich trotzen.
Die Reihenfolge der drei hatte sich geändert. Inge hatte mit zügigen ruhigen Paddelschlägen die Spitze genommen, Jan und Heio folgten, sich zuweilen leise unterhaltend.
Mächtige Fahrwassertonnen glitten vorüber. Auf der Steuerbordseite waren es schwarze Spitztonnen mit weißen Zahlen und auf der Backbordseite rote Spierentonnen mit Buchstaben, und man mußte wissen, daß sie von See her zählten. Beängstigend schwoiten und pendelten ihre Riesenleiber in der Strömung. Es sah aus, als würden sie von einer unbekannten Kraft durchs Wasser gezogen.
Jan erzählte lachend, wie er einst eine junge Dame im Zweier mitgenommen habe, die sich die Augen aus dem Kopfe schaute, um den Schlepper zu finden, der nach ihrer Ansicht die Bojen hinter sich her zog.
Schwarzrote Kreuztonnen zeigten Fahrwasserabzweigungen an, und an wichtigen Stellen lagen gewaltige Leuchttonnen verankert, deren Lampen Tag und Nacht ihr bestimmtes Blinkzeichen gaben. Alles verriet den großen Schiffahrtsweg zum Weltmeer.
Noch war ihnen das meiste bekannt, sogar die Namen der Dampfer, die aufkamen oder an ihnen vorbei seewärts fuhren. Die Segelschiffe und Fischerfahrzeuge nannten sie sich schon, wenn sie in der Ferne auftauchten. Da waren die dicken Ewer, die Ziegel, Gemüse oder Früchte aus dem Alten Lande oder Kehdingen in die Stadt brachten, da waren die Tschalken und Kuffen und die schnellen Finkenwerder Hochseefischkutter und -ewer mit dem Steuerhaus, den braunen Segeln und dem schwarzweißen Steven.
Aber immer breiter wurde die Elbe. Die Sonne sank. Als die rote Glut im Westen verloht war, stiegen weiche violette Schatten aus dem Wasser. Da kam ihnen die Flut entgegen und zwang sie zur Landung.
Vor den einsamen Schilf- und Binsendickichten der Haseldorfer Elbinseln, vor den weiten Watten des Juels-Steert, die jetzt bei Niedrigwasser auftauchten, lag die Insel Pagensand. Eigentlich sollte der Name Poggen-Sand (Frosch-Sand) bedeuten und hatte mit Edelknaben also nichts zu tun. Die Insel war durch aufgespülten Baggersand an ihrem Südende bedeutend verlängert. Richtige Dünen hatten sich hier gebildet. Oft hatten die drei schon früher an dieser Stelle gezeltet, um die Binsenwildnisse der Drommel, des Auberges, des Pastorenberges und wie die anderen Wattinseln vor der Mündung der Haseldorfer Binnenelbe alle heißen, zu durchforschen.
Hier vor der Pinnau- und Krückaumündung hatte einst das Dorf Bishorst gelegen, das in einer Sturmflut untergegangen war. Heute stand nur noch ein einzelnes, einsames Wurthaus, das diesen Namen trug, am Holsteiner Ufer.
An der Südecke von Pagensand lag früher ein gefurchterer Mahlsand, der den grausigen Namen "hungriger Wolf" trug, weil er manches Fahrzeug und manchen leichtsinnigen Fischer verschlungen haben soll. Jetzt lag dort von Steinwällen eingefaßter, hoher, aufgespülter Sand.
Da stiegen sie aus den Booten, packten diese leer und trugen sie über die Steine bis zu den niedrigen Dünen.
Rasch wurden nun die Zelte aufgebaut. Auch da gab es viele Dinge, die beachtet werden mußten. Die Rückseite wurde gegen den Wind gestellt. Man mußte überhaupt zunächst einen möglichst windgeschützten und zugleich ebenen Platz ausfindig machen. Die Zeltpflöcke sollten so eingeschlagen werden, daß die Zeltleinen stramm waren und die Zeltwände keine einzige Falte zeigten. Aber das Leinen durfte auch nicht zu straff sein, damit das Gewebe nicht zu stark beansprucht wurde, wenn es sich bei Regen oder bei dem morgendlichen Taufall zusammenzog.
Dann wurden die Schlafsäcke, die aufblasbaren Kissen im Zelt verstaut, und Geräte, Bücher, Photosachen, Lebensmittel erhielten ihre genau vorgeschriebenen Plätze, so daß man im Dunkeln und fast im Schlaf jederzeit jeden Gegenstand im Zelt finden konnte. Von der Firststange baumelte die windsichere Zeltlaterne, und am Eingang lagen ein kleiner Handbesen und ein Tuch bereit, um die Füße vom Sand zu reinigen, bevor man das Zelt betrat. In der Zelttasche steckten Uhr, Kompaß, Tidenkalender, Notizbuch und Brieftasche.
Vor den ausgespannten Flügeln des Zelteinganges hatte Heio aus Steinen einen Herd gebaut. Jan hatte Treibholz gesammelt, denn nach Möglichkeit wollten sie den Brennstoff für den Benzinkocher sparen. Bald knisterte in der sinkenden Dämmerung ein rot flackerndes Feuer, sorglich unterhalten durch ständig nachgelegtes Kleinholz. Der Duft von in Butter gebratenen Spiegeleiern erfüllte bald das Zelt, und auf den verglimmenden Holzstückchen sang der siedende Teekessel. Dann schütteten sie Sand über die Feuerreste, krochen ins Zelt, verschlossen den Eingang von innen, löschten die Zeltlampe und stiegen in die Schlafsäcke. Unter Schulter und Hüfte schoben sie sich die Kissen zurecht. So hatten sie selbst auf steinigem Boden schon weich und warm geschlafen. Bald verrieten lange Atemzüge ihren tiefen und traumlosen Schlummer.
Draußen plätscherten die Wellen, und der Wind flüsterte leise in der Nacht ...
Der Morgen war still und warm. Bis dicht vor ihre Zelte war die Flut gestiegen. So hatten sie es leicht, die Boote zu Wasser zu bringen, und glitten auf der spiegelnd glatten Fläche, die sich in leuchtender Weite vor ihnen dehnte, in den frühen Morgen hinein.
Stunde um Stunde ging dahin! Die hohe Flut trug sie über den Schwarztonnensand, der wegen seiner Mahlsande und seiner Wracks berüchtigt war. Sie ahnten nichts von der Brandung, die hier bei Wind stehen kann. Backbord tauchte die Elbhallig Krautsand mit ihren Kehdinger Doppelhäusern und ihrer von einer Sturmflut halb zerstörten Wurt auf und zog langsam vorüber.
Auf dem jenseitigen Ufer lag im Dunst Glückstadt. Und dann öffnete sich schon bald unterhalb der Störmündung der ferne Meereshorizont.
Die Landschaft gewann ein anderes Gepräge. Steiler wurden die Abbruchufer an den Halligkanten, die von der Strömung unterwaschen und unterspült waren, einsamer und urwüchsiger die Strandzonen. Kilometerbreit dehnte sich das Watt des Böschrückens am Südufer aus. Sand und Schlick, Binsen, Schilf und Gräser und meilenweit keine einzige menschliche Siedlung!
Die drei waren ganz still. Sie fühlten in ihren Booten jetzt deutlich die Größe des Wagnisses. Sie spürten, daß die Kraft des Stromes gewaltig zugenommen hatte. Wie Flaumfedern trieben sie auf der mächtigen Stromdünung, die ein leichter Westwind aufwühlte. Sie merkten immer deutlicher, daß sie sich dem Meere näherten, und ihre freudige Erwartung war überschattet von dem Gefühl einer leichten Beklemmung.
Als die Flut kam, kreuzten sie das Fahrwasser und landeten unterhalb von Scheelenkuhlen an jenem hohen Wasserstandsanzeiger, dessen Gerüst die Schiffer "Holstenreck" nennen. Es war nicht leicht, an den Steinpackungen unterhalb des Deiches auszusteigen, und die Wellen schlugen ins Boot, als Heio seinen Einer verlassen wollte.
Während der Flut ruhten sie im Schutz eines rasch errichteten Zeltes. Sie kochten sich einen Brei aus Haferflocken, denn Heios einer Proviantbeutel war trotz aller Vorsicht beim Vollschlagen des Bootes durchnäßt. Inge hatte beim Bauern hinter dem Deich Milch geholt. Dann schauten sie über die Elbmündung und warteten auf das Hochwasser. Heio erzählte von der eigenartigen Tier- und Pflanzenwelt dieser Brackwasserzone, in der sich Salz und Süßwasser mischen.
"Milliarden winziger mikroskopischer Tierchen und Pflänzchen treiben im Wasser. Oft sind sie glasartig durchsichtig. Man nennt diese Welt griechisch ,das Plankton', das heißt ,das Schwebende'. Ich muß euch einmal alle diese wunderbaren Wesen unter dem Mikroskop zeigen. Ihr würdet staunen und eure Freude an den schönen und eigenartigen Formen haben. Aber diese Lebewesen sind entweder an das Salz- oder an das Süßwasser angepaßt. Hier, wo sich beides mischt, sterben die meisten Formen beider Welten ab, wenn es auch einige gibt, die die Schwankungen des Brackwassers vertragen. Bei Ebbe strömt das Süßwasser weit ins Meer, und bei Flut dringt die See in die Trichtermündung der Elbe vor. So geht ein ununterbrochener Regen von toten Leibern zu Milliarden und aber Milliarden in die Tiefe. Das ist ein Grund für den kolossalen Schlickfall und Schlammreichtum der Elbmündungswatten. Tonflitterchen, Feinsand und zerriebene Pflanzenteilchen bilden die übrige Trübe."
Jan zeichnete einige Strandpflanzen, und Inge ging schweigend ans Geschirrspülen.
Und dann war Hochflut und damit die Entscheidung fällig, ob man sich noch am Abend in die eigentliche Elbmündung wagen sollte. Es war ruhig geworden und wiederum ganz still. Das Watt und die Ferne lockten.
Leise Bedenken beschwichtigten sie. Sie hofften, daß im flachen Wasser über dem Watt nichts passieren könnte und daß man schlimmstenfalls eben nicht bis zu der Düneninsel Trischen, die man sich als Ziel gewählt hatte, fahren würde, sondern vorher landen müßte. Und dann fuhren sie ab.

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