Werner Wrage - "Faltbootfahrten im Wattenmeer - Erlebtes Watt"

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Erlebtes Watt - Faltbootfahrten im Wattenmeer

EIN WORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE
Die erste Auflage dieses Buches erschien im Jahre 1948. Als nach dem deutschen Zusammenbruch im Jahre 1945 das Kriegsgeschrei, die Propaganda- und Haßparolen, das Heulen der Granaten und Krachen der Bomben verstummt war, konnte ich mich in der großen Leere wieder auf die Dinge besinnen, die das Leben mir lebenswert machten: das Forschen und das Wandern, die Freiheit, staunend und andächtig in fremde Lebensbereiche eindringen zu können und in einer unendlich erscheinenden Naturlandschaft nur von der göttlichen Urkraft allen Seins und nicht von der Willkür der Menschen abhängig zu sein. Da schrieb ich dieses Buch. Der Hunger saß neben mir, und auf den Sandbänken der Elbe lagen die Wracks zerbombter oder selbstversenkter Schiffe; aber dennoch war ich glücklich. Die Ferne lockte wieder und das glitzernde Watt - und die köstlichsten Dinge unseres Menschenseins: Freundschaft und Liebe!
Als das Buch erschien, war sein Gewand sehr schlicht und das Papier der Zeit entsprechend schlecht. Unerwartet groß war das Echo. Nicht nur die Faltbootfahrer und die Kanuklubs, sondern viele Wanderer und Naturfreunde schrieben dem Verlag und mir begeisterte Briefe und in ihren Zeitungen schmeichelhafte Rezensionen. Besonders freute ich mich, daß mein Freund Hans Kahlbrandt - der die erste Auflage mit liebevollen Federzeichnungen ausgestattet hatte - mir berichtete, er habe den bekannten kühnen Faltbootfahrer und Weltreisenden H. Rittlinger im Watt getroffen, und der habe das vorliegende Büchlein gewissermaßen seine "Bibel" genannt. Inzwischen war die Auflage vergriffen. Aber die Nachfrage hielt nicht nur an, sondern nahm noch zu. So entschloß sich der Verlag, das Buch in einer besseren Ausstattung und auch auf den Wunsch vieler Leser - besonders des Binnenlandes - mit Photos neu herauszubringen. Zudem waren die Klischees der Zeichnungen Kahlbrandts vernichtet. Einige wenige - besonders die Karten - die in den Originalen noch vorhanden waren, wurden neu klischiert. Um die Fremdartigkeit der Formen und die Weite der Landschaft aber einem Menschen, der diese einsamen und wilden Küstenzonen noch nicht kennt, deutlich werden zu lassen, erscheint neben dem Wort das Lichtbild notwendig. Es ist immer noch das beste Naturdokument.
Das Buch kann aber nicht nur dem sportlichen Wasserwanderer, sondern jedem interessierten Naturfreund dienen. Deshalb ist der Titel abgeändert worden. Auch der Text wurde gründlich überarbeitet und hier und da verändert. Für sehr sorgfältige und liebevolle Korrekturarbeiten bin ich Fräulein Elsa Grube von Herzen dankbar. Die vielen Freunde des Wasserwanderns, der Natur und unserer Nordseeküste werden dem Verlag dankbar sein, daß er das ihnen lieb gewordene Büchlein in einer so schönen und würdigen Ausstattung neu herausgebracht hat. Möge es sich neue Freunde zu den alten gewinnen.

Hamburg-Blankenese, im Mai 1959

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