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Manfred Brader berichtet
Aus "Der Kanusport" 09/73:
Ostern fiel 1973 recht spät im Kalender, vom 20. bis 23. April 1973, es versprach damit eine Fahrt ohne Schnee- und Graupelschauer zu werden. Wie aber würde es mit dem Wasserstand sein? Ein Winter mit wenig Schnee deutete auf ähnliche Wasserwanderbedingungen wie 1972 hin. Aber wir hatten Glück, und am Eröffnungstag rauschte das Wasser der Zschopau im gefüllten Flußbett und bot einwandfreie Fahrtbedingungen.
Die Bemühungen in der Vorbereitung zeigten sich bereits im Meldeergebnis. 32 Gemeinschaften meldeten, und 248 Teilnehmer stellten sich zum Wettkampf.
Leider erhielten wir aus der VR Polen auf unsere offiziellen Einladungen keine Antworten. Nach vorliegenden Informationen ist aber anzunehmenen, daß die Einladungen zu spät abgeschickt wurden. Auf Grund der guten Unterstützung durch den Rat der Stadt Waldheim konnte der VEB Sitzmnöbelfabrik Waldheim für die Bereitstellung des Kultursaales zur Übernachtung gewonnen werden. So wird es in Zukunft möglich sein, daß alle Teilnehmer bereits am Donnerstagabend anreisen können.
Am Karfreitag dann das gewohnte Bild der Startvorbereitung. In der Zeit von 10.00 bis 11.00 Uhr ohne Blaskapelle, aber trotzdem bei guter Stimmung, begann die Eröffnung pünktlich. Dem Rat der Stadt Waldheim wurde die Ehrennadel des DKSV in Bronze verliehen, und es muß hier nochmals die ausgezeichnete Unterstützung des Rates in allen Jahren erwähnt werden, in denen die ZMF stattfand. Der Wasserstand war ausgezeichnet, der Himmel bedeckt, aber warmes Wetter, und so verlief die Fahrt bis Leisnig bei bester Stimmung. Verschiedene Wehre waren befahrbar, was durch viele Sportfreunde genutzt wurde, Mut und Können zu testen und Erfahrungen zu sammeln. Es gab einige Kenterungen, jedoch ohne nennenswerten Schaden oder größere Verluste. Hilfsbereitschaft und Disziplin in den Gruppen sind für diese Fahrt typisch.
Unnötig war unsere Besorgnis, daß in der Traditionsgaststätte "Bastei" in Leisnig bis ultimo gefeiert würde und daß dadurch die Sportfreunde gestört würden, die gerne schlafen wollten.
Nur bis 22.00 wurde in der Bastei wie gewohnt gesungen, aber dann gingen alle Sportfreunde Richtung Luftmatratze. Dafür ein Lob allen Teilnehmern für diese bewußte Disziplin, die die Fahrtenleitung anerkennend zur Kenntnis nahm.
Der Wettkampfmorgen zeigte sich etwas kühler als tags zuvor, aber es regnete nicht, und 148 Boote konnten am Fischendorfer Wehr gestartet werden. Jeweils zwei Boote starteten im Abstand von einer Minute. Der Start muß in Zukunft überschaubarer gestaltet werden. Außerdem ist zu überlegen, ob nicht unterhalb des Wehres gestartet werden sollte. Die musizierende Pioniere der 2. Oberschule Leisnig kamen nicht wie geplant zur Wirkung, bildeten aber bei verändertem Startplatz einen guten Rahmen für die wartenden Sportfreunde und Zuschauer.
Das Wasser war gegenüber dem vergangenem Jahr sehr schnell, und so wäre bald die Katastrophe eingetreten, denn die Zentraluhr war gerade erst am Zeitfahrtziel angekommen, der Zielrichter noch nicht an seinem Platz, da waren schon die ersten Boote über den Zielstrich. Ein Glück, es ging noch einmal gut und konnte ordnungsgemäß gewertet werden. Trotzdem jedes Boot erstmals Startnummern hatte, war zu verzeichnen, daß diese so in die Kleidung (teilweise) verdreht waren, daß sie optisch nicht wahrnehmbar waren und nur auf Zuruf registriert werden konnten. Auch das muß sich ändern.
Die anschließende Slalomfahrt unterhalb des Grimmaer Wehres lief im Wesentlichen reibungslos ab. Es kenterten zwei Boote. Die Strecke war mit 3 Toren nicht kompliziert ausgesteckt. Ein viertes Tor wurde eingezogen, um unnötige Kenterungen zu vermeiden. Trotzdem hatte die Strecke für viele Sportfreunde ihren Tücken. Es zeigte sich, daß viele Wanderfahrer ihre Boote noch lange nicht gut beherrschen. Unter diesem Aspekt sollte der Slalom-Wettkampf gesehen werden, denn jeder Wasserwanderer kann bei seinen Fahrten in heikle Steuersituationen kommen.
Am Abend lief dann erstmals im Kreiskulturhaus Grimma der beliebte Sportlerball. In diesem Rahmen fand auch die Siegerehrung statt. Wir freuen uns, daß wir allen Plazierten Urkunden überreichen konnten. Auch die Ergebnislisten waren immer vorhanden.
Es muß festgestellt werden, daß alle Wettkämpfer ihr Bestes gaben. Die Auswertung der Ergebnislisten zeigt das deutlich. Die beste Zeit auf dieser Strecke erreichten die Jugendlichen Brader-Lehmann von Dynamo Zentral Dresden, die Streckenrekord fuhren. Eine detaillierte Auswertung des Wettkampfes soll hier nicht vorgenommen werden, jedoch soll gewürdigt werden, daß in der nachfolgenden Reihenfolge die Sektionen
SG Dynamo Zentral Dresden
BSG Erdöl Schwedt
HSG Wissenschaft Greifswald
als beste Gemeinschaften ermittelt wurden, wobei es zwischen den ersten beiden spannende Kämpfe gab.
In Grimma konnte der Sportfreund Knop in Würdigung seiner 13jährigen aktiven Organisationsarbeit an der ZMF mit der Ehrennadel des DKSV in Silber und mit einer Prämie ausgezeichnet werden.
Die letzte Etappe Grimma-Wurzen verlief ohne Höhepunkte. Das Wetter war feucht und kalt. Damit war das Befahren der Wehre nicht unter dem Aspekt des Mutes, sondern vom Frieren nach dem Naßwerden zu betrachten, und so zogen es viele Sportfreunde vor, die Wehre zu umtragen. Am Bootshaus in Wurzen wurde dann zusammengepackt, gewaschen, gegessen und Abschied genommen von den Sportfreunden, die sich bestimmt auf den Gewässern unserer Republik wiedersehen. Viele Sportfreunde werden sich aber auch zur XIV. ZMF 1974 wiedersehen!
Probleme des Zeitfahrens der ZMF
Das Zeitfahren soll ein Konditionstest für jeden Kanutouristen sein, der ihm Gelegenheit gibt, seine körperliche Verfassung im Kampf mit anderen Sportfreunden zu messen. Ferner soll dieser Wettkampf speziell den jungen Kanu-Touristen dienen, gleichzeitig die Kanu-Touristik als eigenständigen Zweig des Kanusportes im Vergleich zum Kanu-Rennsport und Kanu-Slalom profilieren. Speziell in diesem Jahr war zu spüren, daß alle Sportfreunde den Wettkampf ernst nahmen, und die Leistungsunterschiede in den einzelnen Altersklassen und Bootsgattungen waren im Vergleich zum Vorjahr viel geringer.
Die Entwicklung zu einer Langstreckenregatta birgt allerdings die Gefahr in sich, daß ein körperlich schwächerer Kanu-Tourist diesen Wettkampf ablehnt, weil er keine Plazierungschance sieht. Wir wollen aber erreichen, daß alle Teilnehmer mitmachen und ihr Bestes geben. Wie können diese Sportreunde interessiert werden, worin liegt ihr Erfolgserlebnis? Können wir über solche Wettkämpfe erreichen, noch mehr aktive Kanu-Touristen zu gewinnen? Welche Meinungen und Auffassungen gibt es dazu?
Ich vertrete die Auffassung, daß wir in der Kanu-Touristik mindestens vier artgleiche Wettkämpfe, verteilt auf das ganze Jahr, unter Beachtung der An- und Abfahrt sowie Bootstransport organisieren müßten. Dadurch wären wir in der Lage, vor allem jungen Sportfreunden interessantere Fahrten zu bieten. Nicht jeder ist in der Lage, ein Hochleistungstraining zu absolvieren, und auch ältere Kanuten nehmen gern an einem Wettkampf teil, der ihren Interessen und Möglichkeiten entspricht. Aber wie sollte er, gemessen an den Möglichkeiten der ZMF organisiert werden?
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