Zschopau-Mulde-Fahrt

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Das war die XII. ZMF Ostern 1972

M. Brader
Aus "Der Kanusport" 06/72:

Besorgt hat wohl jeder Kanute Wochen vorher die Wetterlage verfolgt, denn alle Bäche und Flüsse führten Niedrigwasser und auf den Bergen lag schon lange kein Schnee mehr. Alarmierende Meldungen von Sportfreunden, die kurze Teilstrecken der Zschopau und Mulde gesehen hatten, besagten: Kaum zu befahren, überall liegen Steine trocken im Flussbett. - Trotzdem bange machen gilt nicht! Wie heißt es doch im Kanulied? Kanufahrer sind dort, wo ein Wasser ist (ohne Angabe des Wasserstandes) und an anderer Stelle: Kanufahrern macht kein Wetter etwas aus! So war es auch 1972 und 219 Startmeldungen gingen im Organisationsbüro ein. Erstes Problem dazu, daß sich 140 Sportfreunde zur Übernachtung in Waldheim gemeldet hatten (sonst waren es max. 80). Durch Initiative der Kollegin Gluck von der Abteilung Volksbildung und des Bürgermeisters wurde uns die beheizbare Turnhalle auf der Hainischer Straße zur Verfügung gestellt, so dürfte das Problem auch in den kommenden Jahren als gelöst betrachtet werden.

Am Karfreitag bevölkerten dann, wie jedes Jahr, die Kanuten die Zschopau-Ufer um die Waldheimer Brücke. Im Organisationsbüro konnten wir insgesamt 32 Teilnehmersektionen registrieren, das war Rekord und gleichzeitig die maximal mögliche Beteiligung unter den derzeitigen Voraussetzungen. Ferner stellten wir fest, dass zwei polnische Sportfreunde aus Gdansk und Nowy Sacz an der Fahrt teilnahmen, die über DKSV-Sektionen eingeladen worden waren.

Zur Eröffnung spielte bei Sonnenschein und milder Witterung die Blaskapelle der Genossen der Volkspolizei, und pünktlich 11.00 Uhr konnte die Fahrt durch den Spfr. Buhl im Auftrag des Präsidiums des Deutschen Kanusport-Verbandes eröffnet werden. Gleichzeitig wurde der Stafettenstab der Sternetappenfahrt in Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele durch den BFA-Vorsitzenden aus Karl-Marx-Stadt an den BFA-Vorsitzenden des Bezirkes Leipzig übergeben.
Noch ein paar herzliche Begrüßungsworte der Kollg. Gluck vom Rat der Stadt Waldheim und dann ging es los.

Der Wasserstand war gering, es waren Steine im Flussbett zu sehen, von deren Existenz wir in den letzten 12 Jahren nichts gesehen haben. Ein besonderer Dank gilt dem Bürgermeister von Waldheim, der in eigener Initiative auf Grund des schlechten Wasserstandes mit dem Staumeister der Kriebsteintalsperre Verhandlungen aufnahm und 14 Tage vorher den Abfluß aus der Sperre schließen ließ! Erst ab Mittwoch wurde wieder Wasser abgegeben, sodaß wir einigermaßen Wasserverhältnisse vorfanden. Ein ganz großes Dankeschön!
Also, es ging los und am 1. Wehr nach Waldheim die erste Überraschung - kein Wasser fließt über die Wehrkrone, dahinter alles trocken. Umtragen in den Mühlgraben und so ging es weiter. Zusätzliches Umtragen, Wasserwandern, Auffahren und langes Umtragen, so kannten wir die Fahrt noch nicht. Die erste Etappe war dadurch anstrengend, aber sie wurde gemeistert. Schönes Wetter ließ keine miese Stimmung aufkommen. Der Wind hatte in den engen Tälern keinen Einfluß auf den Fahrtverlauf. Ab 15.00 Uhr kamen die ersten Boote in Leisnig am Bootshaus an. Sportfreunde der dortigen Sektion und Kameraden vom Roten Kreuz begrüßten die ersten Teilnehmer. Dann begann der Fußmarsch ins Städtchen zur Belegung der Turnhallen.

Ein großer Teil der Sportfreunde traf sich am Abend in der Gaststätte "Bastei" bei den Wirtsleuten Pröger, die mit viel Verständnis und Bereitschaft unsere Massen wieder einmal bewirteten. Bei Gesang und Geplausche wurde es bei vielen Sportfreunden sehr schnell Mitternacht. Ergeben sich daraus Auswirkungen auf das Wettkampfergebnis?

Der neue Tag empfing uns grau in grau mit permanentem Regen. Um 9.00 Uhr war der erste Start an der Muldebrücke, vor dem Fischendorfer Wehr. Jede Minute gingen 3 Boote auf die Strecke. Insgesamt stellten sich 134 Boote dem Starter. Trotz Dauerregens war die Stimmung gut, zumal es relativ warm war und kein Wind blies, sehr wichtig für diese Flachetappe. Gegen 11.30 Uhr kamen die ersten Boote in Grimma nach 22,5 km am Ziel, der Fürstenschule, an. Die beste Fahrzeit erreichte der F2 der Männer Beyer-Neumann von der BSG Chemie Nünchritz in 2:02:00 Stunden und der F1 Männer Jürgen Noak, BSG Erdöl Schwedt, in 2:12:20 Stunden. Die Fahrzeit betrug bis zu 3:59:40 Stunden. Eine Auswertung des Wettkampfes erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt. Vielleicht sollten Sportfreunde aus ihrer Sicht heraus Auswertungen veröffentlichen. Die Organisatoren der Sektion der SG Dynamo Zentral Dresden werden alle Anregungen und Kritiken gern entgegennnehmen. Auf jeden Fall hat die Fahrt durch einen Wettkampf an Wert und Popularität gewonnen.
Ein zukünftiger Mehraufwand an Organisation wird sich in jedem Fall rentieren und vor allem unseren jungen Wasserwanderern eine Möglichkeit des sportlichen Vergleichs bieten. Wir werden auch von unseren polnischen Sportreunden, von den Organisatoren der Dunajec-Fahrt, lernen.

Ein Museumsbesuch in Grimma, organisiert vom Sportfreund Knop, der auch schon 12 Jahre dabei ist, verkürzte die Wartezeit bis zum Abend im Ratskeller. Das Rechenbüro war bis dahin eifrig tätig. Acht Dynamos wirkten als EDVA, und so konnte 19.30 Uhr die Siegerehrung stattfinden.

Den 1. Platz in der Gemeinschaftswertung belegten die Sportfreunde der SG Dynamo Zentral Dresden mit 161 Punkten. Sie konnten den Wanderpreis des DKSV in Empfang nehmen. Auf den weiterern Plätzen folgten die BSG Empor Bernburg mit 102 Punkten und die BSG Erdöl Schwedt mit 84 Punkten. Die einzelnen Ergebnisse sollen hier nicht genannt werden, die Ergebnisliste wird veröffentlicht. Ein schöner Kampf war im F1 Männer Altersklasse zwischen den Sportfreunden Zbiegniew aus Polen und unseren Spfr. Schimandl (genannt Ferdy). Beide Sportfreunde wurden zeitgleich mit 2:18:05 gestoppt. Der polnische Sportfreund wurde auf Grund seines Alters auf den 1. Platz gewertet. Damit fügte er seinen 2 Siegen auf dem Dunajec den ersten in unserer DDR hinzu. Von den Teilnehmern erhielten beide herzlichen Applaus.
Hoch schlugen dann die Wellen der Stimmung beim Tanz, erregt waren die Gemüter bei der Auswertung der Ergebnislisten und müde kehrten die Sportfreunde zu den unterschiedlichsten Zeiten in die Turnhalle zurück.

Der kommende Tag begann mit bedecktem Himmel ohne Wind. Ab 8.00 Uhr begann individuell der Start nach Wurzen. Das erste Wehr nach Grimma war wohl das einzige, das in diesem Jahr befahren werden konnte. Beinahe wäre alles glatt gegangen, aber Petrus ließ es ab 10.30 Uhr regnen und so mußte alles naß eingepackt werden und damit wurden die Traditionen der ZMF gewahrt. Jedoch wirkte das in keiner Weise auf die Stimmung. Immer wieder verabschiedeten sich die Sportfreunde : Auf Wiedersehen auf dem Dunajec - Auf Wiedersehen auf der XIII. ZMF im nächsten Jahr - Ahoi! Warum sehen wir uns eigentlich nicht an der Woblitz wieder?

Dank noch einmal an alle Sportfreunde für ihre gute Disziplin, Dank an alle Fahrtenleiter der Sektionen für ihre Unterstützung der Fahrt und für 1973 zur XIII. ZMF laden Euch ein die Organisatoren der SG Dynamo Zentral Dresden im Auftrag des Deutschen Kanusport-Verbandes.

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