Zschopau-Mulde-Fahrt

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Zschopau- und Muldefahrt (1969)

Teil I aus "Der Kanusport" 07/69:

Die Osterfahrt auf Zschopau und Mulde hat sich in ihrer 9jährigen Geschichte einen festen Platz im Terminkalender des DKSV gesichert: Aus folgenden Gründen besitzt diese Fahrt besonderen Wert:

  1. Am Saisonbeginn wird in organisierter Form eine relativ lange Wanderstrecke gefahren, was sich günstig auf die Kilometergrundlage für den Wasserwanderwimpel auswirkt.
  2. Durch die Schwierigkeiten der Fahrtstrecke ist oft die Hilfe zwischen den Sportfreunden erforderlich, was im Zusammenhang der gemeinsamen Etappenunterkünfte zu einem kollektiven Verhalten aller Sportfreunde führt.
  3. Der Wanderfahrer kann sich erste Erfahrungen auf Wildwasser aneignen. Durch die Teilnahme von Slalomfahrern und erfahrenen Kanuten erhält er anschaulichen Unterricht an Wehrdurchfahrten und in Schwallstrecken.
  4. Für versierte Fahrer sind die Schwierigkeiten an Wehren ein willkommener Test für die kommende Saison. Dabei wirkt sich der organisierte Gepäcktransport und die Trockenmöglichkeiten in den Unterkünften positiv aus.

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Zschopau-Mulde-Fahrt, bedingt durch die Schwierigkeiten auf dem Wasser und oft auch beeinflußt durch das Wetter, ein wirkliches Fahrtkollektiv schafft. Die Teilnehmer sind ausschließlich begeisterte Kanuten und jeder Sportler wird sich in dem Kreis wohlfühlen. Schon mancher hat im Gespräch mit Sportfreunden von anderen Sektionen wertvolle Hinweise und Erfahrungen für die eigene Arbeit in der Sektion erhalten.

Teil II aus "Der Kanusport" 08/69:

Immer wieder wird die Frage gestellt, Wildwasser bis Stufe III, kann ich da überhaupt mitfahren? Schaffe ich das? Diese Fahrt kann jeder bewältigen, der schon einmal im Boot gesessen hat und paddeln kann, ohne links und rechts das Eintauchen der Blätter verfolgen zu müssen. Schwallstrecken sind nicht lebensgefährlich und es sind immer erfahrene Sportfreunde auf der Strecke, denen man nur nachzufahren braucht. Das Auffahren auf Hindernisse im Wasser ist möglich, aber höchstens mit einem schnell reparierten Loch verbunden. Kenterungen passieren ausschließlich an Wehren beim Durchfahren oder Ein- und Aussteigen (leider).

Wer sich als Anfänger nicht zutraut ein Wehr zu fahren, der umträgt alles und wird so sicher ans Ziel kommen. Doch bald wird er erkennen, daß am Wehr die Würze der Fahrt liegt und bestimmt wird er bald selbst probieren, zumindest wird er viel lernen. Also, wer die Fahrt noch nicht erlebte, der sollte sich das für 1970 vormerken.

1969 lag die Organisation bei der Sektion Kanu der SG Dynamo Zentral Dresden. Als langjährige Teilnehmer dieser Fahrt wußten wir gesprächsweise von den ehemaligen Leitern der Fahrt, daß es immer große Schwierigkeiten in der Organisation gab, die nur durch hohen persönlichen Einsatz der Verantwortlichen bewältigt wurden. Wir wollten solche Störgrößen möglichst vermeiden. Durch die Bildung der Fahrtenleitung und den Abschluß eines Vertrages mit dem DKSV der DDR und unserer Sektion bereits im September 1968 wurden die Rechte und Pflichten für jeden genau fixiert. Das gab uns die notwendige Sicherheit bei Entscheidungen und uns darüber hinaus die Möglichkeit unsere Aufgaben zwischen den Fahrtenleitungsmitgliedern exakt abzugrenzen. Ferner stellten wir einen Netzkontrollplan auf und hatten dadurch einen ständigen Überblick und konnten nichts vergessen.

Die Informationen, die wir bei jeder Meldebestätigung mitschickten, haben die Organisation während der Fahrt günstig beeinflußt. Das wirkte sich unter anderem auch auf die Disziplin aus. Die kollektive Leitung überforderte den einzelnen nicht und der Leiter konnte die Übersicht behalten.

Die Fahrt wurde durch die ungünstige Wittterung in den Wochen vorher negativ beeinflußt, denn noch am "Gründonnerstag" sah es nach einer Schlechtwetterfahrt aus. Es gingen insgesamt 186 Startmeldungen ein, 34 Sportfreunde schrieben vorher ab und 38 Sportfreunde reisten nicht an. Petrus hatte jedoch ein Einsehen mit uns und bestrafte die Daheimgebliebenen sehr hart, denn vom Start bis zum Ziel war strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. So war es verständlich, daß die einzelnen Etappen mit "Genuß" gefahren wurden. Man hatte Muße, die Eigenheiten der Fahrt und der Natur voll auf sich wirken zu lassen. Auf der ersten Etappe haben gegenüber den anderen Jahren sehr wenig Sportfreunde Wehre durchfahren. Man wollte eben nicht naß werden, denn die Luft war noch kalt. So wurde alles zu einer idealen Wanderfahrt. Der Wasserstand war ausreichend, so daß auch die Strecke ohne Bootsreparaturen überwunden wurde.

Teil III aus "Der Kanusport" 09/69:

Abschließend noch folgende Bemerkungen: Eine Vielzahl von Sportfreunden und Dienststellen trugen zum Gelingen der Fahrt bei. Wir registrieren als positiv, daß der Vorsitzende der Wasserwanderkommission, Sportfreund Rainer Buhl, die Fahrt eröffnete. Seit mehreren Jahren war erstmalig wieder ein Spitzenfunktionär des DKSV anwesend und unterstrich damit den Charakter der Osterfahrt. Ferner muß die Unterstützung der Sportfreunde Guhlmann und Lichtenstein aus Leipzig und Knop aus Grimma besonders erwähnt werden, die jedes Jahr als aktive Helfer mitwirken.

An der diesjährigen Fahrt nahmen 21 Sektionen aus der gesamten DDR, von Dresden bis Greifswald, von Meiningen bis Schwedt, teil. 117 Sportfreunde, davon 96 männliche und 21 weibliche. Insgesamt waren davon 41 Jugendliche.

Im kommenden Jahr wird die X. ZMF stattfinden. Wir hoffen, daß es ein echter Höhepunkt wird. In der letzten Sitzung des Org.-Büros und der Sektionsleitung unserer Sektion Kanu haben wir alles ausgewertet, und erste Gedanken für 1970 liegen bereits vor.

Wir danken hiermit allen Teilnehmern der Fahrt 1969 für ihren persönlichen Beitrag am Gelingen der Veranstaltung. Wir haben bewiesen, daß wir in der Lage sind, aus eigener Kraft kulturelle Darbietungen zu bringen, und ich meine, wir sollten vor allem das Volkslied pflegen.

Für Ostern 1970 wünschen wir uns als Kanuten schönes Wetter, mindestens 220 Teilnehmer und neue, schöne Erlebnisse auf Zschopau und Mulde.

Die Osterfahrt 1969 ist schon Vergangenheit! Zwar werden sicher noch die Erinnerungen bei der Auswertung des Sportjahres oftmals zur Zschopau und Mulde zurückkehren, doch schon rüsten die Organisatoren der Zschopau-Muldefart auf ein Neues!

Auch 1970 werden sich die Kanuten auf diesen reizvollen Flußstrecken treffen, werden gemeinsam die X. Zschopau- und Muldefahrt durchführen und dazu wünscht ihnen allen die Redaktion "Der Kanusport" viel Freude und sportliche Erlebnisse!

Schon gibt es neue Gedanken, wie man die kommende Fahrt noch interessanter gestalten kann, Gedanken aus unserer traditionellen Fahrt eine internationale Wanderfahrt zu gestalten, ähnlich der, die in jedem Jahr auf dem Dunajec stattfindet.

Wir wollen gemeinsam darangehen, diese kommende X. ZMF vorzubereiten. Wir könnten uns vorstellen, daß unser Bildbericht 7-9/10 mit dazu beigetragen hat, um für diese Fahrt zu werben.

Wir könnten uns vorstellen, daß in allen Wasserwandersektionen unseres Verbandes Teilnehmer im kommenden Jahr vertreten sind!

Wir könnten uns vorstellen, daß die selbstgestalteten kulturellen Beiträge und Darbietungen in noch größerem Maße zur Gesamtgestaltung der Fahrt beitragen könnten und diese Fahrt zur größten Fahrt unseres Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der DDR werden könnte!

Es wäre auch des Überlegens wert, ob die Wasserwanderer unseres Verbandes diese Fahrt nicht als "Zentrales Anpaddeln der Wasserwanderer" ausschreiben sollten!

Eure Hinweise, Vorschläge und Meinungen für die Durchführung und Gestaltung der kommenden X. ZMF 1970 erwarten die Sportfreunde Rainer Buhl, 114 Berlin, Köpenicker Str. 163, und der Leiter der IX. ZMF, der Sportfreund Manfred Brader, 8021 Dresden, Eibenstocker Str. 31.

Manfred Brader, Fahrtenleiter

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